Lehrkräfte und Wissenschaft

Wie Lehrerinnen und Lehrer die Forschung unterstützen


Wie entstehen körperliche Symptome, die nicht durch Krankheit ausgelöst werden?

Welche Rolle spielen Stress, Belastung und die Wahrnehmung des eigenen Körpers dabei?


Auf dieser Seite finden Sie weitere Informationen zu unserer Lehrer:innen-Stress-Studie in Luxemburg. Weiter unten finden Sie außerdem eine Auflistung verschiedener Beiträge (Zeitungsartikel, Radiobeitrag, usw.) über diese Studie. Wir freuen uns sehr über Ihre Teilnahme.


Was untersucht die Studie?

Wir untersuchen in dieser Studie chronischen Stress, also Stress, der länger anhält. Chronischer Stress zeigt sich dabei häufig in einer dauerhaften Belastung, oft begleitet von fehlenden ausreichenden Erholungsphasen. In diesem Sinne kann chronischer Stress die Gesundheit maßgeblich beeinflussen und sogar beeinträchtigen.

Sehr gut untersucht ist in diesem Zusammenhang, dass Personen im Lehrberuf Stress haben. Deshalb wollen wir nicht untersuchen, ob es im Lehrberuf zu Stress kommt, sondern wir möchten viel mehr verstehen ob stark gestresste von weniger gestressten Lehrer:innen entscheidende Unterschiede aufzeigen und in der Folge, wie genau diese Unterschiede aussehen. Insbesondere vermuten wir, dass diese Unterschiede z.B. in der Auftretenswahrscheinlichkeit von körperlichen Symptomen liegen. D.h., dass Lehrkräfte die stärker gestresst sind auch eher mit körperlichen Symptomen zu tun haben, denen keine medizinische Krankheit im "klassischen Sinne" zugrunde liegt. Wir vermuten, dass dies bei stärker gestressten Lehrkräften eher der Fall ist, als bei weniger gestressten Lehrkräften. Gründe hierfür vermuten wir beipielsweise in Prozessen des eigenen Körpers: In stressigen Situationen erleben Menschen in ihrem Körper Prozesse wie Herzrasen, Atemnot, Übelkeit, Kopfschmerzen, usw.; also körperliche Symptome, die durch Stress ausgelöst werden können und keine Folge einer medizinischen Erkrankung sind. Bei manchen Menschen bleiben eben solche Symptome, die ursprünglich mal durch eine akute Stressitatuion ausgelöst wurden, dauerhaft bestehen, z.B. weil auch der Stress nicht mehr nur akut ist, sondern chronisch, also über längere Zeit anhält. Welche biologischen und psychologischen Vorgänge nun aber konkret zu diesen Symptomen führen, ist bisher eher weniger gut geklärt. 


Warum gerade Lehrkräfte?

Lehrkräfte sind Teil eines sozialen Netzwerks

Wissenschaftliche Forschung hat immer eine sog. gesellschaftliche Relevanz. Das bedeutet, wenn wir die Stressmechanismen bei Lehrkräften verstehen, können wir wichtige Schlussfolgerungen ziehen, wie wir die Gesundheit von hochgestressten Lehrkräften besser schützen können. Zusätzlich befinden sich Lehrkräfte innerhalb eines wichtigen sozialen Netzwerkes (Interaktionen mit Kindern, Jugendlichen, Familien, Eltern, anderen Erziehungs- und Bildungseinrichtungen, usw.) und von einer guten "Lehrkraft-Gesundheit" profitieren somit auch alle anderen Personen in diesem interaktiven Netzwerk. Darum hat diese Forschung zusätzlich einen wertvollen Effekt für die Gesundheit innerhalb der Allgemeinbevölkerung. 

Stress ist ein Risikofaktor für die Gesundheit im Lehrberuf

Darüber hinaus sind Lehrkräfte aufgrund bestimmter Faktoren besonders gefährdet, was Stress und Gesundheit betrifft: In der Psychologie beschreiben wir dies mit Begriffen wie "psychosoziale Anforderung" oder "Gratifikationskrise". Ersteres bezieht sich beispielsweise auf das Unterrichten vor der Klasse, das Moderieren von Konflikten, das Eingehen auf besondere Zuwendung einzelner Schüler:innen, usw. Zweiteres beschreibt ein Phänomen, das bedeutet, dass i.d.R. wenig Zusammenhang zwischen dem Engagement einerseits (also wie stark und wie viele persönliche Ressourcen in den Job reingesteckt werden) und dem Gehalt andererseits besteht. Also Lehrkräfte, die sich viel für ihre Schüler:innen (v.a. auch über die Unterrichtszeit hinaus nach Dienstschluss) einsetzen, bekommen i.d.R. das gleiche Gehalt und keine besondere Belohnung für dieses "Extra-Engagement", im Vergleich zu Lehrkräften, die dies nicht tun ("Dienst nach Vorschrift" sozusagen). Dieser Effekt macht verständlicherweise auf Dauer unzufrieden und kann wiederum auch Stress erzeugen.

Auch andere Berufsgruppen aus den sozialen Dienstleistungen (den sog. "Care-Berufen") sind von diesem Effekt betroffen (z.B. Pflegepersonal). Allerdings kann man bei Lehrkräften besser untersuchen, ob die Entstehung von körperlichen Symptomen auch tatsächlich auf Stress zurückzuführen ist, und nicht auf (einseitige) körperliche Belastung (z.B. durch das ständige Heben von Patient:innen im Krankenhaus, wie dies bei Pflegekräften der Fall ist).


Welche Rolle spielt die Psychobiologie?

Bisher sind die biologischen Grundlagen, wie sich solche körperlichen Symtome tatsächlich manifestieren (also entstehen und dann bestehen) noch relativ ungeklärt. Um langfristig adäquate Therapien entwicklen zu können, muss man neben der psychologischen Ebene auch die biologische und physiologische Ebene hinter einem körperlichen Symptom besser verstehen, um schlussendlich auch genau begreifen zu können, um was für ein Symptom es sich handelt, wovon es beeinflusst wird, wie es enstehen kann usw.


Corona-Pandemie als Brennglas

Die Corona-Pandemie hat für alle, aber insbesondere bei Lehrkräften die Situationen an den Schulen verschärft. Die Arbeitsbelastung steigt durch Corona schließlich noch mehr an. Auch für Schüler:innen werden soziale Probleme verstärkt. Dies zeigt uns deutlich, wie wichtig es ist, innerhalb wissenschaftlicher Forschung das Zusammenwirken von Stress und körperlichen Prozessen noch besser zu verstehen.


Weitere Informationen

Sie finden auf den folgenden Seiten weitere Beiträge über diese Studie:


Information für Schulleiterinnen und Schulleiter

Für unsere Studie suchen wir Lehrkräfte, die aktuell aktiv im Lehrberuf tätig sind. Als Teil dieser Studie bieten wir daher an, weitere Informationen in Form eines persönlichen Besuchs an der Schule vorzunehmen. Bitte kontaktieren Sie uns direkt, falls Sie daran Interesse haben. Ergänzend oder alternativ senden wir Ihnen gerne auch unseren Informationsflyer postalisch zu.


Durch wen ist diese Studie genehmigt?

Die Studie ist durch die Ethik-Kommission der Universität (Ethics Review Panel ERP) genehmigt, die strenge Regeln bei der Evaluation wissenschaftlicher Forschungsprojekte befolgt.

Darüber hinaus liegt uns ein Einverständnis entsprechender Vertreter:innen des luxemburgischen Bildungsministeriums vor, direkt an Schulen auf unsere Studie aufmerksam zu machen. Z.B. in Form eines persönlichen Informationsbesuches an der Schule.

! Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um eine wissenschaftliche Studie handelt, die frei von jeglicher politischen oder privaten Organisation ist. Die Studie ist nicht-profitorientierte Forschung der Universität Luxemburg und fördert die Grundlagenforschung.


Kontakt

Name; Dr. André Schulz, Dipl.-Psych.
Position: Leiter des klinisch-psychophysiologischen Labors (CLIPSLAB), Projektleiter
Tel.: (+352) 46 6644 9549, E-Mail: andre.schulz@uni.lu

Name: Greta Hansen, M.Sc.
Position: Doktorandin im Projekt, Studienleiterin
Tel.: (+352) 46 6644 6251, E-Mail: greta.hansen@uni.lu

Name: Prof. Dr. Claus Vögele, Dipl.-Psych.
Position: Professor für Klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie
Tel.: (+352) 46 6644 9740, E-Mail: claus.voegele@uni.lu




Studienleiterin: Greta Hansen (M.Sc.), Université du Luxembourg
Projektleiter: Prof. Dr. André Schulz, Université du Luxembourg
Arbeitsgruppenleiter: Prof. Dr. Claus Vögele, Université du Luxembourg
Weitere Informationen zur Studie: Informationsseite
Info-Dokumente: Dokumente, (als PDF zum Download)
– 2020